Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Ehrenamtliche und liebe Freunde der Stiftung,

für die Auszeichnung „Goldene Bild der Frau“ bedanke ich mich bei der Redaktion der „Bild der Frau“ recht herzlich und freue mich sehr unser Projekt „Ein letzter Wunsch“ auf diesem Wege vorstellen zu können.

Die Auszeichnung nehme ich gerne stellvertretend für die Mitarbeiter der Hospize, den Pflegekräften, den ehrenamtlich Mitarbeitern, den Sterbebegleitern, den vielen helfenden Händen und den Menschen, die uns ihr Vertrauen schenken, dankbar an.

Ihnen allen herzlichen Dank
Ihre Marianne Kay

Marianne Kay

Marianne Kay (65), erfüllt Sterbenden einen letzten Wunsch

NOCH EINMAL RICHTIG LEBEN

Eine Kugel Eis im Lieblingscafé, Freunde treffen, eine Alsterfahrt: Mit ihrer Infinitas-Kay-Stiftung schenkt Marianne Kay todkranken Menschen einen Tag voller Glück. Und macht ihnen so den Abschied ein bisschen leichter.

Hätte Nächstenliebe ein Gesicht, dann vielleicht das von Marianne Kay. Ein Lächeln umspielt ihren Mund und die Augen strahlen, als sie Ankes Rollstuhl zum Bootsanleger schiebt. Gleich wird sie die Krebskranke mit einer Alsterkanalfahrt überraschen. Sie weiß, wie sehr sich die 68-Jährige so eine Tour wünscht. Einmal noch.

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Anke und das Ehepaar Kay

Die Hamburgerin Marianne Kay erfüllt todkranken Menschen in der letzten Lebensphase einen Herzenswunsch. Noch mal daheim mit dem Mann frühstücken, eine Kugel Eis im Lieblingscafé, noch mal an die Nordsee – Angehörige schaffen es oft nicht, sich um solche Sehnsüchte zu kümmern, haben mit dem nahenden Abschied zu tun. Also kümmert sich Marianne Kay. Sie steht in Kontakt mit Hospizen, besucht die Kranken, klärt mit Ärzten die Transportfähigkeit, bereitet in kürzester Zeit alles vor – bevor die Patienten zu schwach sind.

Zwei Tage vor der Überraschung sitzt Marianne an Ankes Bett im Hospiz am Israelitischen Krankenhaus. Die erzählt von ihrer Liebe zur Alster: „Dort konnte ich immer durch-atmen.“ Das Atmen fällt Anke heute schwer. Im September war sie mit Rückenschmerzen beim Arzt. Im Oktober bekam sie die Diagnose Krebs. Krankenhaus, zwei Chemotherapien, dann gab es keine Hoffnung mehr.

Ihr Wunsch ist kniffelig. „Die Alsterdampfer fahren erst ab April“, sagt Marianne Kay – ahnend, dass Anke es bis zum April nicht mehr schafft. „Aber wir holen sie Sonntag zum Alsterspaziergang ab!“ Dabei hat Marianne Kay längst ein Schiff gechartert, Kuchen und Champagner bestellt, dazu Seemanns-Musik. Bruder Wolfgang wird mit den drei Kindern aus Schweden kommen, Schwester Ingrid und die Nachbarn auch.

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Anke und Marianne Kay

2008 gründeten Marianne Kay und ihr Mann Hans-Michael (67) die Infinitas-Kay-Stiftung mit privatem Geld, seit 2012 gibt’s das Projekt „Ein letzter Wunsch“. Wie kam es dazu? „Als ich nachts am Sterbebett meines Vaters saß, schwärmte er von Rosinenschnecken. Ich versprach, morgens eine zu kaufen.“ Er starb, bevor die Läden öffneten. Heute sind die Kays rund um die Uhr erreichbar, machen kaum Urlaub, um keinen Wunsch zu verpassen. Fünf Ehrenamtliche helfen, weitere werden gesucht. „Der letzte Weg ist oft einsam“, sagt Marianne Kay. Dabei könne ein erfüllter Wunsch inneren Frieden bringen, beim Loslassen helfen. „Die letzten Schritte im Leben sollten so behutsam begleitet werden wie die ersten.“

Am Anleger wartet ein Schiff. „Nanu“, ruft Marianne dem Kapitän zu, „Sie fahren ja doch!“ Der lächelt und schiebt Anke an Bord. Sie entdeckt die Kaffeetafel – und zehn Verwandte und Freunde. Bruder Wolfgang nimmt sie in den Arm, Schwester Ingrid streicht ihr über den Rücken. Das Schiff legt ab.

Zwei Stunden Leben. Zwei Stunden jeder Ente nachschauen, jedem Ruderer, jeder Welle. Ankes Augen kleben am Fenster. Strahlen, füllen sich mit Tränen, blicken zum Himmel und zu dem Apfelkuchen vor ihr. Nur keinen Moment verpassen. „Danke“, sagt sie leise.

Stimmen Sie hier für Marianne Kay und damit für unser Projekt:
Telefon: 01375/10035-1 (14 Cent pro Anruf) bis 19. November 2014,
oder über den Link:

www.goldenebildderfrau.de




Quelle: Bild der Frau XXL Nr. 11 vom 7.März 1014

12. Mrz 2014